Als mich meine liebe Freundin Elke auf die Blogparade von Anna Koschinski aufmerksam machte, traf sie mich mitten ins Herz. Selbstfürsorge, DAS war genau das Thema, über das ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken gemacht habe. Gedanken machen MUSSTE:
Der Tod meines Mannes hatte mich mit voller Wucht erwischt. Mein bis dahin so stabiles, sicheres ja auch mein fürsorgliches Leben wurde durch ein emotionales Erdbeben komplett aus allen Verankerungen gerissen. Wenige Wochen zuvor hatten wir unser Haus verkauft und uns noch voller Ideen auf einen befreiten Weg gemacht.
Doch der Weg sollte zur Einbahnstraße werden. Besser gesagt zur Sackgasse.
Plötzlich saß ich da und schaute wie durch ein trübes Sichtschutz-Badezimmer-Fenster auf das Leben und fragte mich: Was nun? Seit fast 25 Jahren begleite ich Menschen in ihren Stress-, Krisen- und Konfliktsituationen. Ich verfüge wahrhaftig über eine große Schatzkiste an alltagstauglich umsetzbaren Lösungen für sämtliche Lebens-Bereiche. Ich bin mit jeder Faser meines Seins LebensDolmetscherin®.
Würde ich mir jetzt selbst helfen können?
Doch, was bedeutet helfen? Sollte ich den Schmerz einfach wegpusten? Die Trauer einfach wegschieben, in die Hände klatschen und sagen „das Leben geht weiter“? Oder sogar der Bullshit-Satz „Du musst nur loslassen!“ anwenden?
Du merkst es sicher schon: DAS ist noch nie meine Expertise gewesen. Nicht für andere und erst recht nicht für mich.
Aber nun stand ich an einem Punkt, an dem ich all das selbst umsetzen sollte, was ich sonst mit purer Hingabe all den anderen Menschen in ihren Krisen beibringe.
Ich stellte fest: Gar nicht so einfach. Ich bin ein schwieriger Klient 😉 Denn für mich waren „die Anderen“ schon immer ein bisschen wichtiger als ich selbst. Was fast schon urtypisch für viele Selbstständige. Und fast schon archetypisch für Frauen.
Doch es soll jetzt nicht mehr länger um mich gehen, sondern um Dich und Deine Selbstfürsorge! (Siehst du, es geht schon wieder los, die Sache mit den Anderen, grins)
Warum ist Selbstfürsorge so wichtig?
Kurz gesagt, Selbstfürsorge ist essenziell. Also lebensnotwendig. Dieses Lebens-not-wendig bedeutet: Die Lebens-Not zu wenden.
Als LebensDolmetscherin® bin ich jedoch eine Wort-Akrobatin. Ich spiele gerne mit Worten. Besonders mit solchen Wörtern, die häufig als „Schlag-Worte“ missbraucht werden und deshalb in aller Munde sind. Dabei tragen sie so viele wundervollen Hintergrund-Botschaften in sich. Wie das Wort Selbstfürsorge: Sorge ich damit eventuell Selbst-für-Sorge?
Vielleicht wurde er aus meiner Sicht einfach auch zu oft weichgespült. Selbstfürsorge erinnert mich immer so ein bisschen an „Dutzie-dutzie, es ist doch alles gut“. Vielleicht sollte ich kurz dieses „Dutzie-Dutzie“ erklären: Dutzi-Dutzi macht man mit brüllenden Kleinkindern, um sie zu beruhigen. Oft beobachte ich (auch manchmal mich selbst) wie wir Erwachsene vor dem brüllenden Kleinkind stehen und irgendwelches spaßige Rumgehampel und eben genau dieses „Dutzie-Dutzie“ machen.
Fakt jedoch ist: Wenn ein Kind brüllt, hat es irgendeine Sorge. Ob die nun aus unserer erwachsenen Sichtweise berechtigt ist oder nicht, spielt keine Rolle. Dieses Kind will ernst genommen werden. Es hat ein Bedürfnis. Es braucht unsere Aufmerksamkeit, unsere Hingabe, unser Verständnis, unser „ich nehme dich ernst“. Es braucht kein weichgespültes Aufmerksamkeits-„Dutzi-Dutzi“. Es braucht unsere ganze Kraft.
Deshalb möchte ich den Einstieg in die Selbstfürsorge mit dem Anlegen eines guten Kraft-Reservoirs beginnen. Denn auch in jedem Erwachsenen wohnt dieses kleine Kind, das ernst genommen und dann umsorgt werden will.
4 Tipps für deine Selbstfürsorge
Selbstfürsorge beginnt mit dem Anlegen eines Kraft-Reservoirs, aus dem Du schöpfen kannst. Dafür möchte ich dir gerne ein paar Tipps weitergeben, die sich bewährt haben:
Tipp 1: Nicht alles, was wichtig ist, ist wichtig. Setze rechtzeitig Prioritäten. Priorität 1: Du selbst.
Ein gesundes Ego zu besitzen, hat viele Vorteile. Wenn deine Kraftquellen fließen, nährst du dich selbst und damit auch für andere.
Tipp 2: Reagiere frühzeitig und lerne kraftvoll Nein zu sagen. Die Kunst des Nein-Sagens zu beherrschen ist auch essenziell! Ein kraftvolles Nein ist pure Fürsorge für ein Ja zu dir selbst.
Tipp 3: Verbringe Zeit mit den Menschen, die nicht nur an deiner Unterstützung und Hilfe, sondern auch an deinem Leben interessiert sind.
Gerade in den letzten Wochen habe ich am eignen Leib deutlich erfahren, was passiert, wenn man aufgrund einer schwierigen Lebens-Situation nicht „funktioniert“. Doch dabei stellt sich ganz schnell heraus, dass es in schweren Zeiten deutlich leichter wird, gute Freunde zu erkennen.
Tipp 4: Verschenke deine kostbare Zeit nicht. Sie ist neben deiner Gesundheit auf Platz 1 dein höchstes Gut.
Prüfe genau und in regelmäßigen Abständen, ob deine Lebens-Bilanz ausgeglichen ist. Wie in einer gut funktionierenden Firma muss das geben und nehmen, das Haben und das Soll harmonisch sein. Arbeit braucht einen Gegenpol: Ruhe. Blinder Aktionismus führt schnell in eine emotionale Insolvenz.
Woran erkennst du mangelnde Selbstfürsorge?
Ich habe es in meiner Krise deutlich erkannt:
Ausgerechnet
- die Menschen, für die ich mich in den letzten Monaten verausgabt habe, stellten plötzlich meine Kompetenz in Frage, weil ich nicht mehr rund um die Uhr funktionierte.
- die Menschen, die ich darum bat in ihre Selbstverantwortung zu kommen, warfen mir mangelndes Wir-Gefühl und Ignoranz vor.
- die Menschen für die ich immer „die liebe geduldige Silke war“ waren auf einmal auf Rückzug und machten mir Vorwürfe, dass ich nicht präsent genug war.Du erkennst es auch daran, dass du nur dann
- die Gute bist, solange du dem Zweck und der Erfüllung der Ansprüche anderer dienst.
- die Geduldige bist, solange andere über deine Zeit verfügen können.
Du erkennst es auch daran, - dass die anderen zwar nach dir fragen, aber ein paar Sätze später nur ihre eigenen Geschichten loswerden wollen.
Was passiert bei mangelnder Selbstfürsorge?
Du entdeckst plötzlich Erwartungshaltungen und bist enttäuscht, weil sie nicht erfüllt werden.
Du springst von einer inneren Enttäuschung in die nächste und hinterfragst dich ständig selbst.
Du erkennst dein verletztes Ego, verkriechst dich und fühlst dich als Opfer der Umstände.
Du wirst ungerecht und zornig, wie das kleine brüllende Kind und merkst: Jetzt hilft auch dir auch kein Dutzi-Dutzi mehr. Kein alles ist gut. Kein spaßiges Rumgehampel. Kein Du musst nur loslassen oder so ein Weichmacher-Geschwätz.
8 Selbstfürsorge-Strategien für dich
Jetzt braucht es eine gut funktionierende Selbstfürsorge-Strategie.
Strategie 1: Verteile keine Etiketten mehr an das Leben. Solche Etiketten sind zum Beispiel: vielleicht – irgendwann – niemals – immer – das passt nicht – das kann ich nicht – das weiß ich nicht… usw.
Merke: Das Leben ist ein stetiger Wandel. Gebe dich diesem Flow hin. Wenn etwas jetzt nicht passt, bedeutet das nicht automatisch, dass das immer so ist. Erlaube dir mit dem Leben zu fließen. Es darf sich stetig verändern und anpassen.
Strategie 2: Verpacke auch Menschen nicht in Schubladen. Die, die „immer“ richtig, falsch, gut oder schlecht sind, können ganz schön Verwirrung in deinem Gefühlschaos auslösen.
Merke: Loszulassen bedeutet auch die Dinge, Menschen, Situationen einfach mal SEIN zu lassen.
Strategie 3: Nimm dich selbst wichtig, aber sei dir klar darüber, dass du nicht für alle anderen wichtig sein MUSST.
Merke: Die Welt dreht sich erfahrungsgemäß (manchmal auch erbarmungslos) weiter, während du dir ein Päuschen gönnst.
Strategie 4: Gönne dir regelmäßige kreative Auszeiten, die dich zu dir selbst zurückbringen.
Merke: Hab keine Angst vor dem Allein-Sein oder der Einsamkeit. Es ist ein wertvolles Geschenk, mit sich selbst Freundschaft zu schließen.
Strategie 5: Lass dir Zeit. Nimm dir Zeit. Hol die Zeit. Erlaube dir Zeit. Du musst nicht immer und nicht sofort parat stehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell Menschen auf Whatsapp reagieren. Hallo! Das ist keine Pflicht.
Merke: Du darfst auch mal nicht erreichbar sein. Du bist eine Königin. Erlaube dir, „Audienzen“ zu verteilen 😉
Strategie 6: Vertraue Dir mehr und mehr selbst. Triff eigenständige Entscheidungen, die sich für DICH richtig anfühlen und lege nicht für alles Rechenschaft ab und erkläre dich nicht ständig, warum und wie du etwas machst.
Merke: Ein gutes Bauchgefühl war schon immer der beste Ratgeber. (Das muss ja der Verstand nicht unbedingt erfahren, smile).
Strategie 7: Mache eine regelmäßige Inventur in allen deinen Lebensbereichen. So fällst du viel seltener in eine akute Notlage, die gewendet werden muss. Beobachte genau. Wir reinigen und renovieren ständig unsere äußeren Lebensbereiche. Wir bringen das Auto zur Reparatur, streichen Wände, entsorgen kaputte Gegenstände, füllen unsere Schränke… Aber was ist mit unseren inneren Lebensbereichen? Auch unsere Innenräume (=Gefühle und Gedanken) brauchen hin und wieder eine Umgestaltung.
Merke: Es gibt akute Nöte, die passieren tatsächlich über Nacht. Die meisten Nöte entstehen jedoch häufig aus einem längeren „nicht-handeln“ (können). Such dir deshalb rechtzeitig und regelmäßig neutrale Unterstützung.
Strategie 8: Hol dir das Kraftvolle aus der Selbstfürsorge raus, und nicht die Sorge. Ändere die Selbstfürsorge in Selbstachtung, Selbstglaube, Selbstfreundlichkeit, Selbstachtsamkeit, Selbstgroßzügigkeit, usw. usw. Erfinde eigene Wörter, die direkt zu dir und deiner Kraft passen.
Merke: Selbstfürsorge ist dein JA zu dir selbst und kein JA zur Sorge. Beobachte deine Gedanken, deine Automationen und erlaube dir es zu verändern.
WEIL DU WICHTIG BIST.
Herzlichst
Deine Silke.
Liebe Silke,
wir haben deinen Beitrag über Annas Blogparade gefunden. Wir finden es super, immer wieder neue Sichtweisen und Impulse zu bekommen, wenn wir durch die Beiträge stöbern.
Schön, dass du für dich einige Strategien finden konntest, für dich zu sorgen. Wir finden dies so wichtig!!
Nummer 2 spricht mich gerade im Moment am meisten an: Die Dinge und die Menschen und überhaupt alles, sein zu lassen, wie sie sind. Das Be- und Verurteilen verursacht nur negative Energien in uns selbst.
Alles Gute für dich
Thomas und Jenny
Liebe Silke,
gut dass du auch aus dieser herausfordernden Situation heraus noch Tipps und Strategien (für andere) erschaffen kannst. Das finde ich sehr stark und auch clever, dieses Schreiben öffentlich zu machen – ist ja auch meine Idee von Bloggen. Was dich bewegt und dir hilft, das wird sicher auch anderen helfen.
Am besten gefällt mir Strategie 4: Regelmäßige kreative Auszeiten, die dich zu dir selbst zurückbringen. Diese Zeiten fest einzuplanen und nur für vermeintlich unproduktive Vorgänge zu nutzen, bringt mich immer enorm weiter.
Danke für deinen wertvollen Beitrag!
Liebe Grüße
Anna
Liebe Silke, welch treffende Worte, jeder der schon jemanden verloren hat, kennt diese Zurückhaltung von sog. guten Freunden, DANKE für deine Hilfestellung.