Eine Alltags-Geschichte voller Magie
Heute Morgen in einem kleinen Lebensmittelgeschäft:
Ca. 15 Personen stehen mit überzeugtem Abstand vor dem Laden. Für jeden Kunden, der raus kommt, darf der Nächste rein.
Ich reihe mich hinter den freundlichen Gesichtern ein und bewundere die Ruhe, mit der die Menschen anstehen. Ich freue mich über diesen vernünftigen
Eine gut gekleidete Dame gesellt sich zu uns. Plötzlich schimpft sie wild gestikulierend und lauthals in die Runde:
„Die haben doch alle einen Sprung in der Schüssel!“ So eine idiotische Panikmache! Hier geht’s ja zu wie früher im Osten“.
Schulterzucken in der Schlange.
„Die machen uns noch alle verrückt mit ihrem scheiß Corona!“
Betretenes Schweigen.
Die Dame gibt nicht auf: „Bis wir da mal endlich reindürfen, gibt es bestimmt keine Tomaten mehr. Ich will doch nur ein paar Tomaten. Das wird doch wohl möglich sein!“
Skeptische Blicke.
Circa 30 Augenpaare wandern zur Tomatenkiste, auf der steht: Bitte keine Selbstbedienung. Wir wiegen und verpacken Ihre Waren gerne im Kassenbereich.
Noch immer tobt die Dame vor sich hin. Ich denke bei mir: Ruhe bewahren. Vielleicht hat die Dame einfach Angst. Vielleicht triggert die Warteschlange eine alte Geschichte in ihr an.
„Also die mit ihrem Corona-Theater, als ob der Virus schlimmer wäre als jede andere Grippe. Dabei weiß man doch, dass…“
Ich unterdrücke einen plötzlich aufkeimenden Tinnitus… Ich suche krampfhaft nach einem imaginären Ohrstöpsel… denn mittlerweile mutiert die Dame zum Virus-Spezialist und bombardiert uns mit Zahlen und Fakten.
Die Gruppe wird unruhig… Ich sehe mich um…es kommt Bewegung in die Schlange. Vom Kopf bis zum Schwanz.
Die Dame hat ihr Ziel fast schon erreicht.
„Wenn die jetzt auch noch alles in Plastiktüten verpacken, flippe ich aus!“ schimpft sie lauthals weiter und beginnt ein Referat über Müllvermeidung.
Vielleicht hätte ich mich bis zu diesem Moment noch zurück gehalten.
Vielleicht hätte ich statt nach einem imaginären Ohrstöpsel besser einen fest verklebbarem Mundschutz suchen sollen!
Aber als ich sah, wie genau diese Dame hemmungslos wie Sherlock Holmes in seinen besten Zeiten ihre Nase in jedes einzelne Primeltöpfchen steckte (Sherlock hätte wenigstens seine riesige Lupe vor der Nase gehabt) platzte mir der Kragen:
„Gnädige Frau, wenn Sie jetzt nicht ihre Klappe halten, flippe ICH aus. Ob hier jemand einen Sprung in der Schüssel hat wage ich zu bezweifeln, aber SIE haben mit Sicherheit nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Wenn hier irgendjemand lauthals und ungefragt Panik verbreitet, dann sind SIE das.
Wenn hier auch nur eine einzige Tomate in eine Tüte verpackt wird, dann deshalb, weil SIE mit ihren Fingern alles betatschen müssen.
Und noch was: Wenn ich eine Expertin für Virus-Erkrankungen brauche, dann ganz sicher nicht eine, die Tomaten auf den Augen hat oder einfach nicht lesen kann.
Puh. Jetzt war es raus. Halleluja.
Bevor ich mich für mein aufbrausendes Gemüt schämen konnte, hörte ich ca. 15 Paar Hände laut Beifall klatschen. DAS WOLLTE ICH NUN WIRKLICH NICHT!
Doch dann passierte etwas, das nicht schöner sein kann!
Der Beifall verknüpfte sich per Zufall (dem Himmel sei Dank) just mit dem winzigen Moment, als eine Mitarbeiterin die Türe öffnete, um die nächsten Kunden einzulassen.
Mit Tränen in den Augen stand sie vor uns und war zutiefst berührt von unserem Applaus.
Mit purer Gänsehaut dankte ich meiner großen Klappe und klatschte selbst tosenden Beifall. Ich bin mir sicher, meine Gänsehaut zog sich durch die komplette Schlange. (Ob wir letztendlich auch diese besagte Dame mit unsem Applaus infiziert haben, bleibt ihr Geheimnis.)
Bravo! Glücklich dankte ich diesem magischen Zufalls-Moment.
Ich glaube, jetzt habt auch ihr Gänsehaut.
Lasst uns diesen Beifall all den unglaublich tüchtigen Menschen widmen, die uns alle jetzt in diesen schwierigen Tagen, wo auch immer die Türen öffnen, damit WIR – womit auch immer – versorgt sind. Sie sind die Helden und Heldinnen dieser Zeit.
Also ihr Lieben, behaltet die Nerven, verhaltet euch fair und geduldig und bitte: haltet weiterhin Abstand mit Anstand und vergesst nicht:
In diesem Sinne: Bleibt gesund. WEIL IHR WICHTIG SEID!
Herzlichst
Eure Silke
Liebe Silke,
mit diesem Schlangengänsehaut-Beitrag hast Du mir eine riesige Freude bereitet, danke. Danke auch für Dein „Ausflippen“. Du bist eine Wucht!
Alles Liebe
Annette
Anette !!! ♥♥♥ Vielen lieben Dank. Deine Zeilen zaubern gerade pure Freude in mein Gesicht.
Und dieses Mal bin ich meinem kleinen Revoluzzer in mir wirklich dankbar. Ich fange an ihn zu lieben.
Herzlichste Grüße und alles Liebe für DICH!
Silke
Das ist meine Silke! Vorbild für uns alle.
Ach Jutta, wie lieb von Dir! Ja manchmal ist der kleine Revoluzzer in uns schon sehr hilfreich.
Vorbild zu sein, ist mir eine Ehre…doch diese Ehre gebührt dem Leben. Denn das Leben hat mit seinem perfekten Timing dafür gesorgt,
dass auch der kleinste Hauch von Aggression in pures Staunen verwandelt wurde.
Vielen lieben Dank für deine wertschätzenden Worte.
Herzlichst
Silke
Ist ja schön zu sehen, dass es bei Euch mit dem Abstand halten klappt. Mir fahren sie in der Schlange mit dem Einkaufswagen in die Haxen und im Laden spürt man den Atem des Nachbarn im Nacken, wenn man sich nach der Küchenrolle bückt (Klopapier gibt es natürlich weiterhin nicht). Ich wünschte ich wäre so schlagfertig wie du in diesen Situationen. Vielleicht sollten alle Supermärkte diesen Post im Wartebereich als Plakat aufhängen.
Hallo liebe Heike,
oh ich kenne dieses Gefühl des „fast auf mir draufstehens“ beim Einkaufen. Ich habe das noch nie gemocht und schon gar nicht in diesen Zeiten.
Wenn die Menschen bei dir so uneinsichtig sind, hätte ich vielleicht auch noch eine „schlagfertige“ Idee 😉
Kleb dir ein Schild auf den Rücken mit dem Vermerk (ganz groß) „Bitte Abstand mit Anstand!“ oder „Ich hab hinten keine Augen, aber ich kann Sie riechen. Und das ist Grund genug, mich NICHT umzudrehen!“ 😉
Aber deine Idee mit den Plakat gefällt mir ♥
Ich drück dich…aus der Ferne und schick dir liebe Grüße
Herzlichst Silke
Hallo liebe Silke,
das hast Du wirklich super toll gemacht.
Gaaaanz liebe Grüße Brigtte
Liebe Brigitte,
wie schön dich hier zu lesen. Vielen lieben Dank für dein HIER-SEIN.
Ich glaube, das hab nicht nur ich gemacht. Hier hatte das Leben wieder seine liebevollen Fingerzeige mit im Spiel.
Auch von mir gaaaaanz liebe Grüße an dich
Herzlichst Silke
Herzlichst Silke