Es gibt Momente, in denen sich das Leben einfach verändert – ohne Vorwarnung, ohne dass du gefragt wirst. Manchmal sind es kleine Veränderungen, die wir locker angehen und akzeptieren können. Vielleicht weil sie längst überfällig sind, vielleicht auch, weil sie uns eine eigene Entscheidung sogar abnehmen.
Und dann gibt es Veränderungen, die weitaus mehr Folgen auslösen:
Ein Job endet. Eine Beziehung zerbricht. Jemand geht. Oder dir wird plötzlich eine neue Lebensphase auferlegt, auf die du dich nicht vorbereitet fühlst.
Was passiert zunächst in diesem Moment? Du hältst fest. An dem, was war. An dem, was dir Sicherheit gegeben hat. An dem, was du gewohnt warst.
Doch das Leben kennt keine Pausetaste. Es fließt. Es wandelt sich – und manchmal nimmt es dich einfach ungefragt mit und du schwimmst im tosenden Veränderungs-Fluss ohne festen Grund unter den Füßen.
Veränderungen können verdammt unbequem und schmerzhaft sein. Weil sie dein inneres Gleichgewicht durcheinanderbringen. Du liebst das Vertraute – es gibt dir Halt. Wenn dann plötzlich das Alte zerfällt, entsteht Leere, und in dieser Leere kann Angst wohnen und Trauer, Verzweiflung und Einsamkeit.
Zwischen Festhalten und Loslassen
Wandel fordert uns immer heraus. Weil zwei Kräfte gleichzeitig in uns wirken: Der Wunsch, das Alte zu bewahren, und gleichzeitig die Sehnsucht, weitergehen zu wollen und auch zu können.
Etwas in dir weiß ganz genau: Hier gibt es nur eine Rettung: Du musst einen Weg finden, dich selbst zu halten, statt das, was gehen will oder du gehen lassen musst.
Meist kommen dann erst mal diese berühmten Blabla-Sprüche „Du musst nur loslassen“. „Aha“ denkst du. „Als ob das so einfach wäre.“ (Zum Thema: Warum Loslassen Bullshit ist kannst du auch HIER weiterlesen.)
Was also kannst Du tatsächlich tun?
Wie kannst du dich selbst halten, statt das, was gehen will?
Wie kann es dir gelingen, mitten im Sturm der Veränderung Raum (er)schaffen zu KÖNNEN für das, was da jetzt kommen will?
Um im Sog der ungewollten Veränderung wieder festen Boden unter den Füßen zu finden, braucht es zunächst einige gute Überlegungen:
Überlegung 1: Dein Resilienz-Konto
Vielleicht denkst du jetzt „Aha, das nächste Modewort. Was ist das überhaupt?“ Lass es mich ganz kurz erklären:
Resilienz ist wie ein inneres Konto, von dem du in schwierigen Zeiten zehren kannst. In guten Zeiten füllst du es, indem du gut für dich sorgst, Beziehungen pflegst, regelmäßig innehältst und dir immer wieder erlaubst, auch kleine Fortschritte zu würdigen. Im Leben geht es nicht immer um die großen äußeren Erfolge. Es geht oft viel mehr um die innere Nähe zu dir selbst, um die Anerkennung all dessen, was dich ausmacht.
Doch selbst mitten im Sturm lässt sich immer noch etwas auf dieses so wichtige Lebens-Konto einzahlen:
- Durch das Erinnern an frühere Krisen, die du gemeistert hast.
- Durch das Erinnern an das, was dich ein Leben lang trägt (dazu gehören deine Werte, die dich schon immer halten).
- Durch begleitete Zeiten der Kontemplation und Stille, in denen deine Ängste aufgefangen und deine Zweifel sortiert werden und du spüren kannst, dass dich das Leben trägt.
- Durch eine klare Lebens-Inventur, die deine „minus-Zeiten“ bereinigt…
Als Trainerin für Stress-, Krisen-, Konflikt- und Trauer-Bewältigung habe ich in den vergangenen 25 Jahren unzählige Menschen in Veränderungszeiten begleitet und konnte viele tragende Bausteine sammeln, die Halt geben und ein stabiles Weitergehen auch auf unsicherem Boden ermöglichen. Eines hat sich dabei immer wieder gezeigt:
Je tiefer du dein Resilienz-Konto nähren kannst, desto stabiler kannst du durch Veränderungen gehen und in ungewollten Umbrüchen sicher stehen.
Denn: Resilienz heißt nicht, dass dich nichts mehr trifft – Resilienz heißt, dass du dich davon nicht mehr zerstören lässt.
Überlegung 2: Akzeptanz – die stille Kraft
Akzeptanz ist kein Aufgeben. Sie ist ein stilles „Ja“ zu dem, was gerade ist – auch wenn es wehtut.
Ich erinnere mich gut an meine eigenen größten (ungewollten, ungeplanten) Veränderungs-Zeiten: Ich entdeckte plötzlich ein stilles Einverständnis mit dem Leben: Ich weiß nicht, wohin du mich führst – aber ich gehe mit.
Wenn es dir gelingt, den Widerstand zu erkennen, zu verstehen und in die richtigen Bahnen zu lenken wird Energie frei für das, was jetzt wichtig ist: neue Perspektiven, kleine Schritte, leises Vertrauen.
Auch hier finden sich Resilienz-Qualitäten, wie zum Beispiel:
• innezuhalten, statt zu fliehen,
• deine Gefühle zu benennen, statt sie zu verdrängen,
• Unterstützung zu suchen, wenn dir der Boden unter den Füßen fehlt.
• Frieden zu finden, statt aufzurüsten.
Akzeptanz ist dieser eine magische Augenblick, in dem du – wenn auch nur für einen Moment -aufhörst zu kämpfen und plötzlich spürst, dass du wieder atmen kannst.
Überlegung 3: Vielleicht ist Veränderung gar kein Ende.
Veränderung bedeutet nicht immer einseitiger Verlust. Selbst dann, wenn du dich dem Verlust stellen musst, kannst du lernen: Das Leben nimmt nicht nur, es gibt auch.
Oft, wenn du zurückblickst, erkennst du: Das, was du für ein Ende hieltest, war der Anfang von etwas Neuem.
Vielleicht zeigt dir Veränderung genau das: Dass das Leben immer wieder geboren werden will.
Und dass du, zwischen Festhalten und Loslassen, im mitfließen tatsächlich auch die Freiheit finden kannst.
Boah, vielleicht denkst du jetzt: „Wieder so ein Klugscheißer-Satz, wie der mit dem Loslassen.“
Glaub mir, ich verstehe dich so gut: Mitten im Sturm wollen wir nichts Neues. Mitten im Sturm wollen wir nur, dass alles wird, wie es war. Doch die Wahrheit ist:
Das Leben geht weiter. Zum Glück – auch mitten im Unglück. Es ist DEIN Leben. Lebe es weiter. Sei da. Für dich und all das, was da noch kommt. Und ich bin auch da. Für Dich. Und für all das, was da noch kommt.
WEIL DU WICHTIG BIST.
Herzlichst
Silke.




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