Zeit ist ein flüchtiger Zauber, ein unsichtbarer Faden, der unser Dasein durchzieht. Sie ist immer da und doch entrinnt sie uns ständig. Sie flüstert uns Geheimnisse zu, lässt sich erahnen in den Schatten des Morgens, im Tanz der Sterne, im leisen Puls der Natur. Doch was ist Zeit wirklich? Können wir ihre flüchtige Natur berühren und vielleicht sogar selbst ihre Ströme lenken?
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken jemals darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“
Dieses Zitat im Buch Momo von Michael Ende beschreibt auf poetische Weise das Mysterium der Zeit – wie wir sie oft als selbstverständlich hinnehmen, obwohl sie eines der wertvollsten Dinge in unserem Leben ist.
Die Relativität der Zeitwahrnehmung
Schon Albert Einstein erkannte, dass Zeit nicht starr ist, sondern fließt und sich wandelt. Doch jenseits der Wissenschaft spüren wir diese Wandelbarkeit tief in unserem Innersten. Glückliche Augenblicke zerrinnen wie Sand zwischen den Fingern, während schmerzvolle Minuten sich in die Unendlichkeit dehnen. Zeit ist ein schillerndes Mysterium, das mit unserer Seele schwingt.
Wer kennt nicht das Gefühl, dass die Minuten sich endlos dehnen, wenn wir ungeduldig auf eine geliebte Person warten? Sekunden scheinen sich zu einer Ewigkeit zu strecken, wenn das Herz voller Sehnsucht ist. Und doch kann dieselbe Zeit verfliegen, wenn wir mit dieser Person endlich vereint sind, und wir uns wünschen, sie festhalten zu können.
In einem Meeting hingegen kann jede Minute eine Prüfung sein. Die Gedanken schweifen ab, die Uhr scheint sich kaum zu bewegen – Zeit als träge Masse, zäh wie Honig. Im Gegensatz dazu stehen die Momente, in denen wir von Aufgaben überrollt werden und kaum Luft zum Atmen haben. Dann rast die Zeit, und ehe wir uns versehen, ist der Tag vorbei und wir fragen uns, wo er geblieben ist.
Kommt Zeit kommt Rat
Unzählige Sprüche und Sätze kennen wir über Zeit.
Zeit ist Geld… Kommt Zeit, kommt Rat… oder 5 Minuten vor der Zeit, ist des Deutschen Pünktlichkeit… alles zu seiner Zeit… besser spät als nie… oder was du heute kannst besorgen, das verschiebe nie auf morgen…
Viele glauben, die beste Zeit ist jetzt und andere mahnen, dass das Leben zu kurz sei, um unglücklich zu sein und wieder andere vergessen die Zeit einfach.
Wir reden von Zeitfenstern, Zeitdruck, Zeitnot, Zeitplan und sogar davon Zeit tot zu schlagen…und nicht selten warten wir (zu lange?) auf den perfekten Zeitpunkt.
Wir sprechen von Zeitenwende und von Gezeiten, Jahreszeiten, Uhrzeiten, Auszeiten, Fastenzeiten, An- und Ablaufzeiten, von Anfangs- und Endzeit. – Zeit ist unser Maßstab aller Dinge und teilt unsere Wahrnehmung in vorher/nachher, früher/später, damals/irgendwann. Nicht selten verpassen wir dabei die Gelegenheit des Jetzt und Hier.
Zeit als flüchtiger Traum
Seit Jahrhunderten ringen Philosophen mit der Frage nach der Essenz der Zeit. Aristoteles sah sie als das Echo der Bewegung, während Augustinus sie für einen Traum unseres Geistes hielt. Martin Heidegger betrachtete sie als den flüchtigen Raum unserer Existenz, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sich in einem geheimnisvollen Tanz vereinen. Diese Gedanken öffnen uns die Tore für eine tiefere Einsicht in das Phänomen Zeit
Geburt und Tod: Die Tore der Zeit
Geburt und Tod sind die magischen Schwellen, durch die wir treten, wenn wir in dieses Leben kommen und es wieder verlassen. Die Zeit beginnt mit dem ersten Atemzug und endet mit dem letzten. Doch vielleicht ist sie nicht nur eine Linie, sondern ein ewiger Kreis. In jedem Neugeborenen beginnt die Zeit aufs Neue zu strahlen, während der Tod sie in ein tiefes, unbekanntes Geheimnis hüllt. Manche sagen, Zeit endet nie – sie verwandelt sich nur.
Die Zeit heilt alle Wunden?
Die Vergangenheit kann schwer auf uns lasten, gefüllt mit verpassten Momenten, ungesagten Worten und unerfüllten Träumen.
Zeit kann auch Heilung sein. Zugegeben, nicht alle Wunden heilen durch Zeit, aber Zeit überkrönt den Schmerz wie eine offene Wunde sich irgendwann einmal schließt. Die Narbe bleibt als Erinnerung und kann Dir gleichzeitig den Raum (sprich die Zeit) geben, dich dem Fluss der Gegenwart zu öffnen, dich von Altem zu lösen und bestenfalls Platz für das Neue machen. Dann wird Zeit zu einem wertvollen Geschenk an uns selbst, um wieder frei in der Gegenwart zu leben und die Zukunft nicht durch den Schatten der Vergangenheit trüben zu lassen.
Können wir Zeit lenken? Die Kunst, ihr Geheimnis zu berühren
Unsere Wahrnehmung der Zeit gleicht einem flüchtigen Zauber, den wir mit bewusster Magie beeinflussen können. Mit bestimmten Ritualen und einem guten Bewusstsein lässt sich ihr Fluss verlangsamen oder beschleunigen:
1. Die Zeit dehnen – den Moment auskosten
Achtsamkeit & Meditation: Wenn wir still werden und ganz im Hier verweilen, scheint die Zeit sich auszudehnen. Jeder Atemzug wird zu einem kleinen Universum, jeder Moment trägt ein ganzes Leben in sich. Die folgende kleine Übung kann dich dein eigenes Zeitbewusstsein wahrnehmen lassen: Stell dir einen Wecker auf 10 Minuten und schließe deine Augen. Atme entspannt ein und aus. Warte nicht auf das Klingeln des Weckers, sondern öffne deine Augen genau dann, wenn Du das Gefühl hast, dass die10 Minuten gleich um sind. Berichte mir davon, wie gut dein Zeitgefühl war.
Lerne Langeweile zu genießen. Meist fühlt es sich unangenehm an, ganz bewusst zu erkennen, wie die Zeit vergeht. Wir wollen keine Zeit vergeuden und haben das Warten schlichtweg verlernt. Wir wollen möglichst alles und möglichst sofort. Das ist jedoch eine der Hauptursachen von Stress. Genauso kann sich zu viel Langeweile negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Wir sollten daher wieder zurück in einen gesunden und wohltuenden Rhythmus von Aktion und Ruhe finden.
Neue Pfade beschreiten: Vielleicht kennst du diese Situation: Warum empfinden wir eine Reise in den Urlaub länger als die Rückreise, obwohl die Strecke dieselbe ist? Noch immer beschäftigen sich viele Forscher und Wissenschaftler mit diesem Phänomen. Aber eine wirklich greifbare Erklärung gibt es nicht und es beweist lediglich, dass wir Zeit immer wieder und je nach persönlicher Konstitution und Situation unterschiedlich wahrnehmen.
Reflexion & Einkehr: Das geschriebene Wort, das versunkene Nachdenken über das Erlebte – all das verankert uns tiefer im Strom der Zeit und macht ihn fühlbar. Magst du das gleich einmal testen? Ich habe eine schöne, kreative Übung für dich, die dein Zeitfenster weitet: Denke schriftlich den folgenden Satz einfach mal zu Ende: Wenn ich groß bin, werde ich… (Lass dich dabei nicht einschränken von automatisierten Gedanken, wie z.B. „Ich bin doch schon groß//was meint sie mit groß//oder ähnlichen Sätzen) „Kehre“ (die Gedanken weg ) immer wieder zurück zum Ursprungs-Satz, Wenn ich groß bin, werde ich…
2. Die Zeit fliegen lassen
Gewohnheiten & Rhythmen erschaffen: Wie ein sanftes Mantra helfen uns Rituale, den Fluss der Zeit geschmeidiger zu gestalten. Beständigkeit gibt ihr Flügel. Gehe bei deinem nächsten Spaziergang mit einem Mantra. Das muss keine traditionelle 108x Wiederholung sein. Es genügt völlig, wenn du beim Gehen einen einfachen Satz immer und immer wieder wiederholst. Du wirst staunen, wie schnell du eine große Strecke zurücklegst.
Eintauchen in den Flow: Musik, Tanz, Schreiben, Malen – all dies öffnet Tore zu einer Welt, in der Zeit ihre festen Konturen verliert und wir eins mit dem Moment werden. Es gibt nichts schöneres, sich die Zeit mit schönen Dingen zu vertreiben. Dabei fliegt die völlig stressfreie Zeit nur so dahin, während sich dein Kopf ausruhen kann.
Sich dem Vergessen hingeben: Wenn wir uns ganz dem Sein überlassen, kann Zeit uns entgleiten, wie ein Traum in der Morgendämmerung. Im Alltag können wir zwar nicht immer am Strand sitzen und die Seele baumeln lassen. Wir können uns aber immer selbst Zeit schenken:
Die Kunst der geschenkten Zeit
Nicht immer können wir Zeit kontrollieren – aber wir können sie bewusst nutzen. Anstatt uns an der roten Ampel oder in der Supermarktschlange zu ärgern, können wir diese Minuten als geschenkte Zeit sehen. Zeit, um bewusst zu atmen, um die Welt um uns herum wahrzunehmen oder ein Lächeln mit einem Fremden zu teilen.
Ebenso kann das Warten auf eine wichtige Nachricht oder eine Lieferung eine Gelegenheit sein, um innezuhalten und sich auf den Moment zu konzentrieren, anstatt die Ungeduld wachsen zu lassen. Vielleicht ein kurzer Spaziergang, ein paar tiefe Atemzüge oder einfach das Bewusstsein, dass auch dieser Moment ein Teil des Lebens ist.
Beobachte auch immer wieder ganz genau, wo du Zeit „sparen“ willst, oder kannst. In unserer digitalisierten Welt ist Multitasking nicht mehr zeitsparend, sondern zu einem extremen Zeiträuber geworden. Wie viel Zeit verbringst du am PC, am Handy? Wie viele Dinge packst du gleichzeitig an? Wieviel Zeit verbringst du mit Dingen (oder auch mit Menschen), die dir gar nicht gut tun? Höre auf damit und gebe dir jeden Tag mindestens 10 Minuten freie Zeit. Das geht nicht? Oh doch. Glaub mir. Wir haben jeden Tag 24 Stunden á 60 Minuten. Das heißt: wir bekommen jeden Tag 1.440 Minuten Leben geschenkt. Da müssten 10 Minuten bewusst gespürte und bewusst erlebte Lebenszeit doch drin sein, oder?
Fazit: Zeit als flüchtiger Zauber
Ob Zeit für uns sanft fließt oder reißend strömt, liegt in unserem inneren Erleben. Wenn wir das Mysterium der Zeit umarmen, können wir sie nicht nur messen, sondern spüren – als leisen Hauch, als leuchtendes Geheimnis. Vielleicht ist Zeit ja doch nicht nur ein Strom, der uns mitreißt, sondern auch ein magisches Gewebe, in das wir unsere eigene Melodie einweben können.
Und wie du deine eigene Melodie in dieses magische Gewebe einweben kannst, zeige ich dir gerne. Melde dich jetzt zum Newsletter an, damit du keine Termine verpasst.
WEIL DU WICHTIG BIST.
0 Kommentare