Prokrasti…was ? Dieser herrliche Zungen-Stolperer fühlt sich an wie ein katastrophaler Schrittfehler mitten in einem perfekt emotional getanzten langsamen Walzer.
Dass die Prokrastination als Aufschieberitis oder chronisches Aufschieben bekannt wurde, trifft den eigentlichen Sinn nicht ganz. Aufschieberitis oder Aufschieben fühlt sich nämlich so an, als wären wir völlig tatenlos.
Prokrastination dagegen ist, als würde man aus dem eben erwähnten tragenden langsam dahingleitenden Walzer plötzlich in einen feurigen Quickstepp wechseln. Denn Prokrastination ist alles andere als langsam. Doch zunächst die offizielle Erklärung
Woher kommt das Wort Prokrastination und was bedeutet sie?
Das Wort selbst leitet sich ab aus dem lateinischen Verb procrastinare, was so viel bedeutete wie „vertagen“ oder „aufschieben“. Es setzt sich aus pro (also für) und crastinus (morgen) zusammen und beschreibt im Grunde genommen die Tendenz, etwas auf morgen zu verschieben.
Aber: Prokrastination bedeutet in Wirklichkeit nicht, dass wir uns dann mal eben aufs Sofa legen und das war’s dann. Nein! Wer richtig prokrastiniert, bei dem fängt die Action erst so richtig an…. Nur halt nicht an dem Punkt oder an dem Thema, das eigentlich angegangen werden sollte oder wollte.
Willkommen im Club der Prokrastinierer
Vielleicht erkennst Du Dich in der nachfolgenden Beschreibung von Paula wieder:
Paula sitzt am PC und quält sich mit der Steuererklärung. Plötzlich verspürt sie das Bedürfnis, sich einen Kaffee zu kochen. Und weil sie gerade eh schon in der Küche ist, fällt ihr ein, dass sie das Tassen-Regal schon längst mal aufräumen wollte.
Sie legt sofort los, bis sie nicht mehr alle Tassen im Schrank, sondern in der Spülmaschine hat. Doch Moment, bevor sie den letzten Klarspüler auffüllt, schreibt sie noch schnell einen Einkaufszettel.
Und weil sie gerade eh am Aufräumen und Einkaufszettel schreiben ist, springt sie kurz in den Keller und sichtet ihre Vorräte. „Puh, da sollte auch mal dringend rausgewischt werden“.
Gedacht, getan. Den schmutzigen Lappen bringt sie in die Waschküche und denkt: Wenn ich schon mal gerade hier bin, könnte ich doch gleich so ganz nebenher eine Waschmaschine füllen.
Sie klopft sich auf die Schenkel, ist zufrieden und belohnt sich mit einem neuen Kaffee, und räumt die mittlerweile fertige Spülmaschine aus. Ihr Blick wandert durch das Küchenfenster. „Hui, da hat sich eine gehörige Menge Laub angesammelt!“ Da ich jetzt eh total verschwitzt bin, könnte ich doch noch schnell das Laub zusammenrechen. Die Zeit tanzt davon und durchgefroren kommt sie ins Haus zurück. Während der nächste Kaffee durchläuft, springt Paula kurz unter die Dusche… Ähm… Duschkabine…, wenn ich eh grad….
Spätestens jetzt weißt Du genau, dass Dich Dein Tanzpartner Prokrastination mit dem roten Halstuch auf die Bühne gelockt hat.
Aufschieberitis? Weit gefehlt, die Steuererklärung schwingt zwar noch in der Warteschleife wie der einzige freie Tänzer bei der Damenwahl, aber der restliche Tanzboden ist gewienert.
Jetzt hast Du Prokrastination auf eine humorvolle Weise kennengelernt. Sie kann aber tatsächlich auch genau zeigen, wo der Schuh tatsächlich drückt.
Prokrastination als Zerr-Spiegel unserer Seele
Neurobiologisch gesehen gibt es ein paar komplexe Zusammenhänge von Mechanismen, die da ablaufen. Es geht um die Regulation von Emotionen, um Impulskontrolle und u.a. auch um das Belohnungssystem im Gehirn. Studien haben bereits nachgewiesen, dass die Amygdala (der Bereich im Hirn, der für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich ist) bei Prokrastinierenden eine auffällige Rolle spielt.
Prokrastination kann also durchaus als problematisch eingestuft werden, wenn sie negative Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden, die persönliche Entwicklung, die berufliche Leistung oder die Beziehungen hat.
Ab wann wird Prokrastination zum ernstzunehmenden Problem?
• Wenn das ständige Ausweichen und vor sich Herschieben von Aufgaben unsere mentale und emotionale Gesundheit beeinträchtigt.
• Wenn die berufliche Leistung erheblich beeinflusst wird und zu Schwierigkeiten führt, wie zum Beispiel verpasste Fristen oder unvollständige Projekte
• Wenn sie zu permanenten Ausreden, Entschuldigungen oder gar sozialem Rückzug führt
• Wenn sie negative Denkmuster verstärkt, das Selbstwertgefühl mindert
• Wenn sie unsere Fähigkeit zu Problemlösungen beeinträchtigt und sogar negative finanzielle Auswirkungen hat
Spätestens dann ist es Zeit, dieses Thema wirklich anzugehen.
Ursachen von massiver Prokrastination können sein:
Selbstschutz:
Manchmal schieben Menschen Aufgaben vor sich her, um sich vor möglichen Fehlern, Kritik oder Misserfolgen und Selbstvorwürfen zu schützen.
Perfektionismus:
Perfektionisten haben oft Angst vor unvollkommenen Ergebnissen. Gleichzeitig können an dieser Stelle auch mangelnde Motivation oder das Gefühl von bedeutungsloser, sinn- oder zweckentfremdeter Aufgaben-Erledigung zu Prokrastination führen.
Beeinträchtigte Struktur-, Ordnungs- und Organisations-Fähigkeiten:
Eine unsichere Ordnungs-Struktur, unklare oder mangelnde Zeitmanagement-Fähigkeiten, permanente Über- und auch Unterforderung kann Prokrastination begünstigen.
Unklare Lebens-Orientierung:
Hier gehören u.a. auch die Bereiche Beruf/Berufung, unterdrückte oder reduzierte Kreativität, sowie unregulierte Werte-Dysbalancen und das Jetzt-Oder-Nie-Phänomen dazu.
Grundsätzlich vermute ich, dass Prokrastination bereits ein prägnantes Thema unserer Zeit ist und ein ernstzunehmendes Thema werden wird, auch wenn sich die Prokrastination noch hinter unterschiedlichsten „Verkleidungen“ zeigt. Als LebensDolmetscherin bilde ich mich permanent weiter, bleibe stets am Puls der Zeit und bin gut vorbereitet für meine Klienten.
Zu meinen Coaching-Ansätzen, die auch in der LebensDolmetscher-Akademie und Ausbildung Raum bekommen, gehören:
Identifikation der Ursachen:
Grundlage dafür ist eine Lebenslandkarte, die unterschiedlichste Lebens-Bereiche umfassend abklärt. Hierzu gehören emotionale und mentale Blockaden und Denkmuster, Techniken aus der Stress-, Krisen- und Konfliktbewältigung.
Entwicklungs-Strategien:
Durch den klärenden Weg über die Lebenslandkarte können wir Entwicklungs- Struktur- und Klärungsstrategien herausarbeiten, die die Bereiche Zeit-Management, Selbstregulationsfähigkeiten, Selbstreflektion, intrinsische und kreative Motivation, Zielsetzung, Visualisierung, und Priorisierung und Ordnungs-Ansätze umfassend bearbeiten.
Mein individueller Coaching-Ansatz berücksichtigt dabei die einzigartigen Bedürfnisse, Herausforderungen und Ziele des Einzelnen. Durch ein gezieltes und präsentes miteinander Arbeiten, durch ein praktisches Lernen durch Verstehen, ist eine langfristige und umfassende Veränderung möglich, ohne dass dafür das komplette Leben auf den Kopf gestellt werden muss.
In diesem Sinne, Lasst uns das Leben tanzen.
Indem wir Prokrastination erkennen und lernen, mit ihr zu tanzen und in ihrer immer ausschweifenderen Bewegungen die Führung behalten oder wieder übernehmen, können wir unseren Lebens-Rhythmus finden und „in-Takt“ bleiben.
Mit bewegenden Grüßen zu Dir
Deine Silke
WEIL DU WICHTIG BIST
Liebe Silke, wieder einmal durfte ich durch Deinen Beitrag dazu lernen – Danke!! Auch wenn die Paula nicht mehr so viel Raum bekommt, wie früher – hin und wieder schaut sie doch bei mir rein und hindert mich an dem, was mir doch eigentlich so wichtig ist! So freue ich mich rießig auf unser Seminar und all die kreativen Prozesse!! Ganz herzlichen Gruß, Solveig