Rosalia Pumpernickel kann mich mal – oder: Die Sache mit den Selbstzweifeln

von | 18. Sep 2023 | Beziehungen und Kommunikation, Zeitmanagement und Produktivität | 4 Kommentare

Gestern ist es passiert. Ohne Vorwarnung. Wobei…, wenn ich etwas genauer nachdenke, war es dann doch nicht ganz so ohne Vorwarnung. Es gab schon seit Tagen den einen oder anderen trägen Gedanken-Knoten und das mulmige Gefühl. Kennst Du das auch? Diese Tage, an denen Du in eine imaginäre Schiffschaukel einsteigst. Diese dann auch noch schwungvoll selbst anschiebst, Dich selbst anfeuerst, Dich noch mehr anstrengst, Dir noch mehr Mühe gibst? Bis Dir übel wird.

Du hinterfragst alles und jeden. Doch am meisten Dich selbst. Du willst Stacheln zeigen und Dich verteidigen, und piekst nur Dich selbst.

Willkommen auf dem Jahrmarkt der Selbstzweifel.

Rosalia Pumpernickel ist sofort zu Stelle. Das ist ihre Gelegenheit mal so richtig „Hau den Lukas“ mit mir zu spielen. Und sie holt aus. Erbarmungslos.
Kennst Du Rosalia Pumpernickel? Nein? Nun vielleicht heißt sie bei Dir innere Kritikerin. Oder die Strenge. Egal. Letztendlich sind sie eh alle miteinander verwandt.

Selbstzweifel kommen nie allein.

Selbstzweifel kommen immer zu zweit. Sie steigen immer gemeinsam in den Ring. Dein Selbst in der einen Ecke und Dein Zweifel in der anderen. Wäre eigentlich ein fairer Kampf.

Dein Selbst ist gut drauf. Es weiß, was es will und was es tut. Es ruht in sich. Entspannt. Relaxt.
Aber die Zweifel kommen mit Verstärkung. In meinen Fall ist das eine weibliche Verstärkung: Rosalia Pumpernickel. Ich erkenne sie sofort. Sie sieht immer gleich aus:
Ihre ohnehin schon sehr kantige Haltung unterstreicht sie mit ihrer kritisch hochgezogenen Augenbraue.

Sie trägt ein perfekt sitzendes tailliertes graues Kostüm, das allerdings bei näherer Betrachtung auch schon bessere Jahre gesehen hat. Ihre kleine Brille thront exakt mittig auf der Nasenspitze. Ihre Haare sind – wie könnte es anders sein – zu einem (wie ich finde) wohl sehr schmerzhaft fixierten Dutt am Hinterkopf verknotet.

Prüfend nimmt sie Maß an mir. Ihre spitzen Lippen schleudern mir ein zischendes Tz Tz Tz entgegen.
Eigentlich sagt sie nur Tz Tz Tz. Das allerdings haut mehr rein als die Gewehrsalven einer ganzen Artillerie.

Ich zucke zusammen und fühle mich schlagartig (was für ein passendes Wort an dieser Stelle) klein wie eine Kirchenmaus.

Selbstzweifel kommen nie aus der Gegenwart!

Das wird mir sofort klar, denn da kommt schon die nächste Unterstützung für Team Pumpernickel. Frau Schuld betritt den Ring und verschränkt die Arme vorwurfsvoll vor ihrem riesigen Busen.

Mit eingezogenen Schultern falle ich aus dem Zeitfenster der Gegenwart. Erinnerungen kommen hoch, Zukunftssorgen blitzen auf. Ich fühle mich wie ein Tennisball auf dem Centre Court. Aufschlag Zukunft, Rückhand Vergangenheit.

Selbstzweifel entwerten Dein Lebens-Ticket!

Selbstzweifel nehmen Dir Deinen eigenen Wert. Nun gut, wir könnten jetzt an Deiner Kindheit arbeiten. Vielleicht wurdest Du zu oft kritisiert. Vielleicht warst Du (für irgendwen) nicht gut genug. Vielleicht wurdest Du sogar bestraft, wenn Du nicht funktioniert hast. Vielleicht hast Du auch häufig schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht konntest Du Verluste nicht überwinden. Vielleicht glaubst Du, dass Du versagt hast.

All diese Erlebnisse sind auf ihre Art schrecklich. NUR: Können wir tatsächlich etwas an der Vergangenheit ändern? Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich ehre und achte alle Erfahrungen, die Du gemacht hast. Aber es sind Erfahrungen aus der Vergangenheit. Lass nicht länger zu, dass sie Dein JETZT entwerten.

Dasselbe gilt für die Zukunft. Sind wir alle Hellseher und können tatsächlich schon im Vorfeld wissen, was Schreckliches passieren KANN? Nein? Warum um alles in der Welt geben wir dann Zweifeln und schlechten Visionen so viel Raum?

Aus – Aus – Stopp! Hol Dir jetzt sofort

3 Rettungssätze mit denen Du Deine Selbstzweifel stoppen kannst.

Wenn sich in Deinem Kopf Angriffs-Gegner wie Schuld, Kritik, Zweifel erst mal so richtig zum Dutt bzw. Duett mit Frl. Pumpernickel verkeilen und auf Dich losgehen, brauchst Du einen guten Ringrichter! Im Besten Fall trennt der den Pulk aus Chaos mit einfachen Sätzen.

Rettungssatz 1 ist der einfachste. Er besteht aus 5 Buchstaben und lautet STOPP. Einfach nur STOPP. Damit steigst Du aus dem automatisierten Selbstzweifel-Knoten aus und übernimmst wieder die Führung und findest einen neuen Anfang. (Ich sehe Frau Rosalia Pumpernickel ist irritiert)

Rettungssatz 2 besteht aus 5 Wörtern und lautet: STIMMT DAS, WAS ICH DENKE?
Damit nimmst Du wieder Kontakt zu Deinem heilen inneren Kern, Deinem Selbst auf. Stell Deine Füße fest auf dem Boden auf und atme tief durch. Öffne Dich für das, was Du wirklich willst. Und dann lächle Deinen Gegner an. Dein Selbst liebt es, wenn Du lächelst.

Vielleicht kann ich Dein Lächeln etwas anstupsen, wenn ich Dir erzähle, dass gerade ein paar Cheerleader Frl. Rosalia Pumpernickel aus dem Ring tragen. Fuchtelnd und keifend will sie gegen den – wie sie findet – albernen Auftritt protestieren, nur… jetzt ist das Selbst in Überzahl und bringt Dich in die Gegenwart zurück.
Stimmt das, was ich denke? Über mich? Über diese Situation? Dieser so wichtige Satz dreht alles um. Er gibt Deinem Selbst die Stimme zurück.

Mal ganz unter uns, dass wir Rosalia Pumpernickel mit diesen 2 Rettungssätzen ganz schön ausgehebelt haben, ist mir ehrlich gesagt egal. Ich bin unterwegs. In Richtung Lösung.

Der vielleicht wichtigste Tipp, um aus Selbstzweifeln endgültig auszusteigen

Wenn Dich gaaanz hartnäckige Selbstzweifel plagen und jeder Rettungssatz noch nicht stark genug wirkt, dann empfehle ich Dir folgende Strategie:
Es geht in dieser Strategie nicht um das berühmte „Du musst nur positiv denken“ oder um das banale „alles ist gut, wenn Du es nur willst.“

Nein, es geht um echte Veränderung. Dafür ist es wichtig zu wissen, wie Du zwischen Gedanken und Gefühlen unterscheiden kannst:

MERKE:
Jedes schlechte Gefühl (mit Ausnahme eines echten Bauchgefühls) entsteht durch einen davorliegenden schlechten Gedanken.
Jedes gute Gefühl entsteht durch einen davorliegenden guten Gedanken.

So gesehen kann es ganz einfach sein. Denke gut und Du fühlst Dich gut. Das will trainiert werden. Ich möchte Dir deshalb eine kleine Übung aus meinen Kloster-Auszeiten vorstellen:
Gehe mit der gleichen Intensität, mit der Du Dir Selbstzweifel-Szenarien ausmalst in ein selbstbestimmtes Kopf-Kino, das aus guten Bildern besteht.

Was, wenn alles gut wäre?

Ich möchte Dich bitten, Dir ein paar Minuten lang ganz bewusst darüber Gedanken zu machen, wieviel Gutes in Deinem Leben passieren könnte, wenn jedes Aber und jedes ich schaff das nicht beiseite bleibt.

Wie wäre es, wenn plötzlich alles leichter wäre? Welche Bilder entstehen, wenn gerade alles richtig gut in Deinem Leben läuft?
Wenn Du Dich nur daran erinnerst, was Dir schon alles gelungen ist? Was Du schon alles geschafft und erreicht hast?

Was würde sich in Deinem Leben verändern, wenn Du Frau Pumpernickel in Grund und Boden rennen könntest und es Dir plötzlich shit-egal wäre, was andere denken.

Nimm Dir Zeit für diese Gedanken. Berichte mir darüber. Schreib mir gerne eine Mail.

Rosalia Pumpernickel nimmt nochmal Anlauf zu einen weiteren Zwergenaufstand. Diesmal hebe ich die Augenbraue und zische ihr ein warnendes Tz Tz Tz. entgegen. Rosalia Pumpernickel kämpft gerade um ihre Position!

Zeit für den Rettungssatz Nr. 3. Er lautet: Hast Du Dein Bestes gegeben?
Vielleicht antwortest Du jetzt „Naja, ich hätte es besser machen können!“ Die Wahrheit ist: NEIN. Ganz klar Nein. Denn wenn du es besser GEKONNT hättest, hättest Du es ja getan. Nicht wahr?

Du siehst, es geht bei Selbstzweifeln vor allem um Fakten. Um Akzeptanz. Um Lernprozesse. Es geht darum, was Du glaubst, und welchen Wert Du Dir gibst. UND: Es geht um Vertrauen. Vertrauen in Dein eigenes Selbst. Höre auf, diesem Selbst ständig zu widersprechen. Egal wie etwas gelaufen ist. Du hast Dein Bestes gegeben. Und Dein Bestes ist immer gut genug.

Jetzt setzt Frl. Pumpernickel die Brille ab und lässt sich in einen imaginären Ohrensessel fallen. Sie gibt auf. So viel Gegenwind ist sie nicht gewohnt. Sichtbar beleidigt schlägt sie die Beine und Arme übereinander.

Aber weißt Du was? Sie kann mich mal. Und Dich hoffentlich auch.

Ich hüpfe über sie drüber, ich weiß wieder, was ich wirklich will und wer ich wirklich bin, und ich gebe mein Bestes. Punkt.

Springst Du mit? Nochmal in die Schiffschaukel? Traust Du Dich? Zusammen können wir sie nochmal schwungvoll anschieben. Dieses Mal jedoch werden wir uns anfeuern, loben und begeistern, für all das Gute, das in uns liegt. Höher und höher. Bis Du frei bist.

WEIL DU WICHTIG BIST.
Herzlichst Silke

4 Kommentare

  1. Karin Magdalene Katzer

    Ein ganz wundervoller Beitrag mit sehr sehr klugen 3 Rettungssätzen. Die werde ich mir merken und als Affirmation an die Wand kleben.
    Herzlichen Dank Silke.
    Bussi Karin

    Antworten
    • Silke Steigerwald

      Hey liebe Karin, vielen lieben Dank für Dein Feedback. Wie schön zu wissen, dass die Rettungs-Sätze an Deiner Wand kleben ♥ Ganz herzliche Grüße Silke

      Antworten
  2. Solveig Hirschenauer

    Liebe Silke, ich musste herzlich lachen über Deinen Artikel!! Woher kennst Du nur “ meine Frau Pumpernickel“ so gut? Wunderbar! Und danke für die wertvollen Tipps zum Umgang mit Ihr!!
    Deine Artikel sind so brilliant in der Sprache und zudem so humorvoll, dass ich mich immer wieder darauf freue! Danke dafür und liebe Grüße, Solveig

    Antworten
    • Silke Steigerwald

      Hallo liebe Solveig, unsere Damen Pumpernickel müssen wohl verwandt sein, oder mindestens im selben Club trainieren 😉 Aber ich glaube, wir sind schon deutlich besser durchtrainiert und werden die Damen schon noch in die richtige Richtung positionieren. Bis dahin freue ich mich sehr über Dein wertschätzendes Feedback. Vielen lieben Dank.

      Bis bald
      herzlichst
      Silke

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Silke Steigerwald